Rahab Bern
Unsere Arbeit
Durch aufsuchende Sozialarbeit auf dem Strassenstrich, in den Bars, Studios und Clubs knüpfen wir Kontakt zu Menschen in der Prostitution, machen die Angebote der Beratungsstellen bekannt und nehmen uns Zeit für ein Gespräch.
Abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse begleiten und beraten wir die Menschen, bieten praktische Hilfe an und vermitteln an andere Fachpersonen.
Wir unterstützen und begleiten im Ausstieg und können beschränkte finanzielle Beiträge leisten. Je nach Verfügbarkeit bietet die Notwohnung für einige Monate Unterkunft.
Erlebt
Geschichten aus dem Alltag von Rahab
Neue Hoffnung
Wir klopfen an die Tür. Wir blicken auf eine große Zahl neben dem Türrahmen. In der Hoffnung, dass die Frau drinnen die Tür öffnet … ihr Herz und ihren Verstand öffnen wird, um unsere Begrüssung, Hilfe und freundliche Worte zu empfangen.
Schliesslich hören wir im Inneren ein leises Geräusch und wir hören zu, wie das Geräusch zum Klang von Schritten wird, die sich der Tür nähern. Fragen füllen meine Gedanken … «Wird sie uns ablehnen oder hereinbitten?» Eine traurige und unglückliche Frau begrüsst uns. Vollständig bekleidet und ungeschminkt. Sie sieht aus, als gehöre sie nicht hierher. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns vorzustellen und unseren Besuch zu erklären. Sie hört aufmerksam zu und sagt, dass sie nicht an die Bar gehen will, sie schäme sich so. Das kommt für uns überraschend, denn alle Frauen bereiten sich gerade darauf vor, an die Bar zu gehen. Ich bemerke ein Auto, das unten parkt. Drei Männer steigen aus dem Auto und begrüßen uns lautstark. Schnell bittet die Frau uns herein, als ob sie nicht möchte, dass wir dieser Situation ausgesetzt werden. Fast so, als ob sie uns schützen wollte.
Obwohl wir einander unbekannt sind, beginnt sie über die Dinge zu sprechen, die ihr weh tun und sie zeigt uns Fotos ihrer Kinder. Während sie ruhig auf unsere Fragen antwortet, verrät ihre Stimme ihre Einsamkeit und Traurigkeit. Sie scheint unseren unerwarteten Besuch zu geniessen und nimmt unser Angebot, uns wieder zu treffen, an. Sie ist damit einverstanden, dass meine Teamkollegin sie in den kommenden Tagen kontaktiert. Wir tauschen Telefonnummern aus und wollen ihr mit einem Geschenk Freude bereiten. (Wir bieten jeder Frau, die wir besuchen, ein kleines Geschenk (Toilettenartikel, Schmuck usw.) an, um ihr das Gefühl zu geben, wertvoll und würdig zu sein und um ihr durch eine kleine Karte, die daran befestigt ist, ein ermutigendes Wort zu geben).
Wir treffen die Frau in der nächsten Woche und sind alle von Freude und Dankbarkeit erfüllt, denn die Frau teilt uns mit, dass sie die Entscheidung getroffen hat, nach Hause zurückzukehren zu ihren Kindern. Sie hat «genug von der Prostitution». Sie bittet uns um Hilfe bei diesen Schritten…
Geschrieben von Irene Fitzi
"...anfangen zu vertrauen"
Ich habe eine Einladung erhalten: “Bitte, kommt zu mir zum Abendessen, um meine neue Wohnung zu feiern.” Wie glücklich war ich, zu einer solchen Feier eingeladen zu werden! Ich war begeistert zu sehen, dass Petra (Namen geändert) die Tür der Prostitution geschlossen hatte und nun eine Tür des Neuanfangs öffnete.
Als wir uns der Wohnung nähern, spüren wir eine friedliche Atmosphäre. Kerzen brennen auf dem Fenstersims.
Die Freude, mit der Petra uns begrüßt, zeigt uns, dass es der richtige Schritt war, sie darin zu unterstützen, diese neue Tür des Vertrauens zu öffnen. Jetzt bauen wir gemeinsam mit ihr diesen neuen Anfang auf, Schritt für Schritt. Sie erzählt uns, dass sie auch noch nach einigen Wochen jeden Tag in ihrer kleinen Wohnung steht und sich selber berührt bestätigt: “Das ist jetzt dein neues Leben. Es ist wirklich deine Wohnung!” Die positive, mutige Veränderung in ihr zu sehen und zu hören, während sie uns an diesem Abend als Gastgeberin empfängt, ermutigt uns, sie weiter mit Gebeten und unserer Hilfe zu unterstützen. Wir sind uns wohl bewusst, dass der Weg, der vor uns liegt, noch lang ist. Aber mit jedem Schritt kommt sie ihrem Traum von einem Leben mit Stabilität und in ihren Worten “einem normalen Leben” etwas näher.
Geschrieben von Irene Fitzi
Wie unterstützen?
Nützlich
Büchertipps
Körper sucht Seele
von Anna Schreiber
Eine Psychotherapeutin blickt zurück auf ihre Zeit als Prostituierte:
“Mein erster Kunde: ein Mann um die vierzig. Mein letzter Kunde: ein Monteur im Hinterzimmer eines Striplokals. Dazwischen: zwei lange Jahre als Hure, Hunderte “Kunden” – Extremerlebnisse. Ich habe in manchen Phasen meines Lebens weder gewusst, ob ich aus der “Nummer” lebend herauskommen kann, noch es für möglich gehalten.
Diese Erinnerung ist in mir stets wach und lebendig. Sie wirkt in mir wie ein Mahnmal, denn es hätte alles auch anders kommen können.”
Interview mit Anna Schreiber
Piff Paff Puff
von Aline Wüst
Über zwei Jahre lang hat Aline Wüst im Schweizer Rotlichtmilieu recherchiert. Die Journalistin hat mit Prostituierten gesprochen, viel Zeit mit ihnen verbracht und dadurch viele Geschichten hautnah miterlebt. Diese erzählt sie nun in ihrem neuen Buch «Piff, Paff, Puff – Prostitution in der Schweiz».
Interview mit Aline Wüst
Der verdrängte Skandal
von Frank Heinrich & Uwe Heimowski
Menschenhandel mitten in Deutschland? Eine bittere Realität. Alleine rund 5000 Zwangsprostituierte leben hier, so Schätzungen des Bundeskriminalamtes. Kein Wunder, sind wir dank liberaler Gesetzgebung doch längst „der Puff Europas“ (Manfred Paulus, Kriminalhauptkommissar a.D.)! „Der verdrängte Skandal“ erzählt die herausfordernden Geschichten von Betroffenen. Eingerahmt werden diese von Hintergrundbeiträgen: über die Rechtslage der Opfer und die Vorgehensweisen der Täter. Aber auch über Mut machende Initiativen, ins Leben gerufen von Menschen, deren Glaube ein Wegschauen nicht zulässt: die Arbeit von „solwodi“ von Sr. Lea Ackermann oder die Hamburger Initiative „Mission freedom“.
Menschenhandel und Sexsklaverei
von Manfred Paulus
Als ehemaliger Kriminalhauptkommissar hatte Manfred Paulus sein ganzes Berufsleben mit den Geschäftsfeldern des organisierten Verbrechens zu tun, die sich rund um die Rotlichtmilieus breit gemacht haben. 30 Jahre lang widmete er sich der Bekämpfung des immer internationaler werdenden Menschenhandels, der aus Frauen und Kindern ausgebeutete Sexobjekte macht, Waren, die mitten in unseren Städten in erniedrigender Weise angeboten und nachgefragt werden.
Entmenschlicht
von Huschke Mau
Mit 17 flüchtet Huschke Mau aus ihrem gewalttätigen Elternhaus und weiss nicht aus noch ein. Mittellos und ohne Unterstützung rutscht sie in die Prostitution und damit einhergehend in eine Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Ihr erster Zuhälter: ein Polizist.
Die Autorin (Doktorandin, Aktivistin für das Nordische Modell und Gründerin des Netzwerks Ella…) berichtet aus ihrem Leben.
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