Rahab Zürich
Unsere Arbeit
Seit 1998 beraten und begleiten wir Menschen aus dem Sexgewerbe in der Stadt Zürich. Wir sind jede Woche in aufsuchender Sozialarbeit unterwegs und besuchen Sexarbeiterinnen in ihren Salons, Wohnungen, Etablissements und auf dem Strassenstrich. Wir verteilen Informationsmaterial, Lebensmittel, Hygieneprodukte und Kondome und bieten ein offenes Ohr und Kurzberatungen an.
Zweimal pro Woche ist an der Dienerstrasse 76 unsere niederschwellige Sozialberatung für Menschen aus dem Sexgewerbe geöffnet. Wir beraten zu Themen wie Sozialversicherungen, Finanzen, Aufenthalts- und Arbeitsrecht, Wohnungs- und Arbeitssuche und vermitteln auch an andere Fachstellen.
Gerne unterstützen wir bei der Suche nach neuen Lebensperspektiven, bieten seelsorgerliche Begleitungen und leisten Kriseninterventionen in Notfällen. Mit vielen Sexarbeiterinnen sind wir seit Jahren unterwegs.
Wir respektieren die Selbst- und Handlungskompetenz unserer Klientinnen und beraten bedürfnis- und ressourcenorientiert.
Unser interdisziplinäres Team kommt aus den Bereichen Sozialarbeit, Pflege, Theologie und Mediation.
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Erlebt
Geschichten aus dem Alltag von Rahab
Licht am Horizont
Wir begleiten Frau M. seit längerer Zeit und sie besucht uns regelmässig in unserem Büro an der Dienerstrasse. Frau M. ist nicht mehr in der Sexarbeit, sondern verdient ihren Lebensunterhalt mit Reinigungsarbeiten und kam bisher damit knapp über die Runden.
Durch die Pandemie verliert sie von einem Tag auf den andern die Hälfte ihrer Reinigungsstunden und erhält auch keine Kurzarbeitsentschädigung oder andere Unterstützung. Obwohl sie sich sehr um weitere Arbeitsstunden bemüht, verbessert sich ihre Situation nicht und sie ist nicht mehr in der Lage, ihre Rechnungen zu bezahlen, vor allem die Krankenkassenschulden häufen sich schnell an.
Am Beispiel von Frau M. zeigt sich, dass Menschen, die vorher schon am Existenzminimum lebten, durch die Corona-Krise oft am härtesten getroffen werden, da sie im Niedriglohnbereichen arbeiten, nicht abgesichert sind und keine Reserve haben.
In der Beratung machen wir eine Aufstellung der laufenden Kosten und offenen Rechnungen, erstellen ein Budget und besprechen die Möglichkeiten. Es ist klar, dass Frau M. aus eigener Kraft die Schulden nicht wird abzahlen können, da ihre Einnahmen zu gering sind.
Sozialhilfe beantragen will sie auf gar keinen Fall, da sie dadurch in der Gefahr stünde, ihre Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz zu verlieren.
Frau M. ist verzweifelt, die ganze Situation belastet sie sehr und raubt ihr den Schlaf. Sie ist froh, dass sie regelmässig mit uns sprechen kann und mit ihrer Situation nicht alleine ist.
Aus unserem Nothilfefond können wir einen Teil der laufenden Kosten übernehmen und finden eine andere Organisation, die ebenfalls etwas übernimmt. Zudem machen wir Frau M. auf diverse Möglichkeiten der materiellen Unterstützung aufmerksam, damit ihr laufendes Budget entlastet wird. So kann sie nach langem wieder aufatmen und sieht wieder Licht am Horizont.
Die Krise ist noch nicht vorbei, aber Frau M. fühlt sich entlastet, hat wieder Kraft für ihren Alltag und sie ist uns sehr dankbar für unsere Unterstützung.
Cornelia Zürrer Ritter
Mitmenschlichkeit im Milieu
Ich bin auf dem Weg zu einem Besuch bei S. Sie war nach einem Unfall zwei Wochen im Spital und ist jetzt in das Etablissement zurück gekehrt, wo sie vorher gearbeitet hat. Sie ist immer noch bettlägerig und es wird noch einige Wochen dauern, bis sie sich wieder erholt haben wird.
Der Chef des Etablissements hat uns angefragt, S. zu besuchen und zu unterstützen.
Er lässt sie bis auf weiteres gratis im Haus wohnen und zwei engagierte Pflegefachfrauen einer anderen NGO übernehmen ihre medizinische Betreuung.
Ich bin nicht sicher, ob ich S. kenne und ob sie mich überhaupt sehen will. Auch wenn wir das Etablissement jede Woche besuchen, ist es nicht ganz einfach, immer alle anwesenden Frauen zu kennen, da sie häufig wechseln und es im Haus viele Zimmer und Frauen gibt. Etwas unsicher klopfe ich deshalb an ihre Türe, sehe beim Eintreten aber sofort, dass ich willkommen bin, als S. mich voller Freude anstrahlt. Sie liegt im Bett und deutet auf eine Bibel, die wir ihr vor einiger Zeit geschenkt haben. Wir haben eine gute Zeit zusammen und ich bin gerührt, als ich sehe, wie gut ihre Kolleginnen sich um sie kümmern.
Auf den ersten Blick erscheint ein Sex-Etablissement wohl nicht der ideale Aufenthaltsort für eine kranke Frau zu sein, aber hier fühlt sich S. sicher, darf gratis wohnen, wird medizinisch betreut und von ihren Kolleginnen mit allem Nötigen versorgt und mit Essen aus ihrem Herkunftsland bekocht.
Als ich S. frage, was sie benötigt, erklärt sie mir, dass ihre Freundin im Haus gerne zu ihr ins Zimmer ziehen wolle, um sich in den nächsten Wochen um sie zu kümmern. Dadurch könne die Freundin aber nicht mehr arbeiten und könnte so die Miete nicht mehr bezahlen.
Gemeinsam suchen wir das Gespräch mit dem Vermieter und versuchen, eine tragbare Lösung für alle zu finden. Er zeigt viel Verständnis und ist bereit auf einen Teil der Miete zu verzichten.
Aus unserem Nothilfefonds können wir den Rest beisteuern und die beiden Frauen auch mit Migros-Gutscheinen versorgen.
Ich besuche Frau S. regelmässig und sie weiss, dass sie sich jederzeit bei uns melden kann, wenn sie etwas braucht.
Ihr Weg bis zur vollständigen Genesung wird noch länger dauern, aber es ist schön zu sehen, dass sie mitten im Rotlichtmilieu von einem Netz von Menschen aufgefangen wird.
Auf die Frage, wie sie ihren Tag verbringe, antwortet mir S., dass sie in der Bibel lese, vor allem in den Psalmen. Das gebe ihr Kraft und Mut in dieser schwierigen Zeit.
Cornelia Zürrer Ritter
Wie unterstützen?
Nützlich
Büchertipps
Rotlicht-Begegnungen
von Cornelia Zürrer Ritter
„Impression aus zehn Jahren Sozialarbeit und Seelsorge der Heilsarmee für Frauen aus dem Sexgewerbe“
Soziale Arbeit und Prostitution
Martin Albert und Julia Wege (Hrsg.)
Professionelle Handlungsansätze in Theorie und Praxis
Ich bin Sexarbeiterin
Porträts und Texte
Von Brigitte Hürlimann, Naomi Gregoris, Noëmi Landolt und weiteren
Emma hat Tourismus studiert und ist neben der Sexarbeit in Zürich auch Teilzeit in einem Hotel in Spanien tätig. Aimée hätte gerne mehr gelernt, wäre lieber eine erfolgreiche Frau geworden statt einer Prostituierten. Charisma fehlen noch zwei Praktika für den zweiten Master, in Ehe- und Familientherapie. In den Gesprächen mit den Sexarbeiterinnen wird deutlich: Die einen machen die Arbeit aus ökonomischem Zwang, die anderen aus Freude an der Sache. Es wird weder romantisiert noch dramatisiert: «Ich bin Sexarbeiterin» zeigt, weshalb sich Sexarbeiterinnen für diese Tätigkeit entschieden haben und wie ihr Alltag aussieht. Sexarbeit ist legal in der Schweiz. Jene, die sie ausüben, leben indes häufig in prekären Situationen. Sexarbeit wird kontrovers diskutiert, auch in feministischen Kreisen, aber in der Regel ohne die Stimmen von Sexarbeiter*innen. Dieses Buch gibt ihnen diese Stimme, sie erzählen von ihren Lebensrealitäten, Bedürfnissen, Problemen und Sichtweisen.
Links
Heilsarmee Schweiz
Heilsarmee Weltweit
Informations- und Beratungsangebote für Sexworkers
Beratungsstelle für Frauen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa
Isla Victoria – Ein Angebot der Zürcher Stadtmission für Sexarbeitende
Frauenberatung Flora Dora
Die Anlaufstelle der Stadt Zürich für Frauen auf dem Strassenstrich.
Hinweise für Freier
Prostitution ohne Zwang und Gewalt
Alle Informationen zur Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO) in Zürich
Strassenprostitution & Bordellbetriebe
Gynäkologische Sprechstunde
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